Ein Computerprogramm, das Flüchtlingsströme vorhersieht
„Foresight“ heisst die Software des Danish Refugee Council, die dazu gedacht ist, Flüchtlingsbewegungen vorherzusagen. Rund eine Million Menschen sollen aufgrund der Corona-Pandemie in den kommenden Monaten und Jahren aus ihrer Heimat in Zentralafrika fliehen. Eine beunruhigende Vorstellung, die von den Algorithmen der „Foresight“ Software ermittelt wurde. Gedacht ist diese Software, um die Hilfsmaßnahmen für kommende Flüchtlingsströme besser koordinieren zu können. Doch für die Gegner einer liberalen Flüchtlingspolitik könnte die Software dazu dienen, Grenzen zu sichern, Mauern zu ziehen und Abwehrmassnahmen gegen die Flüchtlinge vorauszuplanen. Algorithmen, die die Zukunft vorausberechnen sollen, können der Menschheit dienen oder aber zu gefährlichen Waffen werden, je nachdem in welchem Sinne sie genutzt werden. „Foresight“ ist ein Beispiel für eine gutgemeinte Software, die ihre Wirkung rasch ins Gegenteil verkehren könnte, falls sie in die falschen Hände gerät. Wir Menschen sind zwar bereits in der Lage, mächtige und vorausschauende Algorithmen zu entwickeln, aber für deren moralischen und humanistisch sinnvollen Einsatz haben wir noch keine Regeln entwickelt. Die Institution „UN Global Pulse“ der Vereinten Nationen wurde eingerichtet, um die komplexe Beziehung zwischen Algorithmen, Big Data und dem Nutzen für die Menschheit zu erforschen. Wir stehen da sicherlich noch ganz am Anfang. Hier schlummert eines der wichtigsten und relevantesten Themen der nahen Zukunft. Die Frage wird sein: wieviel Macht dürfen wir den Algorithmen überlassen, und welches ethische Regelwerk brauchen wir, um sie unter Kontrolle zu halten.
Catalogue of predictive models in the humanitarian sector – The Centre for Humanitarian Data
From big data to humanitarian-in-the-loop algorithms – UNHCR Innovation