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Mit 304 zu 227 Wahlmännern war am Abend des 8. Novembers 2016 das Ergebnis klar: Donald John Trump wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Vor allem einer durfte sich dabei als sogenannter „Königsmacher“ bezeichnen: der Publizist Stephen Bannon. Dieser übernahm 2012, nach dem überraschenden Tod des konservativen Gründers Andrew Breitbart, die gleichnamige digitale Nachrichtenseite „Breitbart News“. Die beliebte Informationsquelle für das Lager der Alt-Right-Bewegung („alternative Rechte“) verbreitet mit ihrer Berichterstattung rechtspopulistische Gedanken, Gerüchte und „Fake-News“. Sie war für Bannon die perfekte Plattform, um seiner nationalistischen Gesinnung Öffentlichkeit zu verschaffen. Bis er im Sommer 2016 der Berater des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump wurde, baute er die Nachrichtenseite mit aller Kraft aus. An Trumps Seite warb der selbsternannte „Wirtschaftsnationalist“ Bannon dann um Wähler aus dem rechten Lager. Er war einer der Hauptverantwortlichen für die Hetzkampagne gegen die damalige demokratische Kandidatin Hillary Clinton, und er wurde nach Trumps Vereidigung zum Chefstrategen des Weißen Hauses. Da Bannon ein bekennender Klimawandelleugner ist, vermutet man, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen auf seinen Anraten hin ausgestiegen sind. Aber nicht nur mit der Verbreitung von Fake-News schaffte er es, Wähler für die Republikaner und das Trumplager zu gewinnen. Bannon war Gründer und Chef des mittlerweile insolventen Analyse Unternehmens „Cambridge Analytica“, der Firma, die mit gezielter Wählerbeeinflussung per Internet eine entscheidende Rolle für den Wahlsieg von Trump gespielt haben soll.
Auch wenn „Breitbart News“ durch den Milliardär und Hauptinvestor Robert Mercer finanziert wird, so ist wie bei vielen anderen Webseiten die Onlinewerbung eine wichtige Finanzquelle. Oftmals wissen die zahlenden Werbekunden gar nicht genau, auf welchen Internetseiten ihr Unternehmen beworben wird. Bekannte Marken wie z.B. der Computerhersteller ACER, die Coca Cola Company und viele andere platzierten ihre Werbung auf „Breitbart News“ und ließen so – meist unwissentlich – der Plattform ihre finanzielle Unterstützung zukommen. Verantwortlich für die Platzierung der Werbung sind die steuernden Algorithmen, die nicht zwischen politischen Lagern wie „Rechts“ oder „Links“ unterscheiden können, sondern im Sinne des Kunden möglichst effizient und öffentlichkeitswirksam funktionieren sollen. Das System der durch Algorithmen gestreuten Werbung ist für den Kunden schwer nachvollziehbar und macht auch vor deutschen Unternehmen nicht halt: Die Deutsche Bahn, die Telekom, das Deutsche Rote Kreuz, Schalke 04, Verdi und sogar der Deutsche Fußballbund hatten ihre Werbung auf „Breitbart News“ und ließen sie erst nach den Hinweisen der Aktivistengruppe „Sleeping Giants“ von der rechten Plattform wieder entfernen.
Die Gründer*Innen der Initiative „Sleeping Giants“, Nandini Jammi und Matt Rivitz, fragten sich nach der Präsidentschaftswahl 2016, wie es möglich war, dass immer mehr rassistische, antisemitische und sexistische Nachrichtenseiten im Internet florierten. Sie fragten sich, wer solche Seiten finanziert, und stießen auf das durch Algorithmen gesteuerte System des „Programmatic Advertising”, wovon „Breitbart News“ profitierte. Um der Plattform diese Finanzierung zu entziehen, begannen die Aktivisten von „Sleeping Giants“ die Firmen anzuschreiben, die Werbung auf „Breitbart News“ geschaltet hatten, und sie dokumentierten dabei ihre Aktionen auf Twitter. Die meisten der angeschriebenen Firmen zeigten sich erstaunt darüber, dass ihre Werbung in Zusammenhang mit rechtspopulistischen Nachrichten auftauchte, und ließen die Werbeanzeigen direkt entfernen. Der Erfolg von „Sleeping Giants“ seither ist enorm. Über 4000 Firmen weltweit haben mittlerweile ihre Werbung von rechten Nachrichtenseiten wie „Breitbart News“ zurückgezogen.
Zwei mutige Rebell*innen zeigen, dass es nicht viel braucht, um Aufklärung zu betreiben und einen wichtigen Beitrag für eine demokratisch solidarische Gesellschaft zu leisten.